Druckverlust in Rohrleitungen

Druckverlust in Rohrleitungen zu berechnen ist wichtig, wenn technische- oder Kundenanforderungen einen maximalen Druckverlust vorschreiben. Beim ermitteln des Druckverlustes sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. Der wichtigste Faktor ist die Länge der Rohrleitung. Aber auch andere Störstellen beeinflussen den Druckverlust. Ebenso ist es relevant ob die Strömung turbulent oder laminar ist.

Formelzeichen

ΔpDruckverlust [Pa]
λWiderstandszahl (Rohrreibungswert)
lGesamtrohrlänge inkl. Ersatzlängen [m]
l0Länge der Rohrleitung [m]
lEErsatzlänge [m]
dlichter Durchmesser der Rohrleitung [m]
ϱDichte des Mediums bei betreffendem Betriebsdruck [kg/dm³]
ϱ0Grunddichte des Mediums [kg/dm³]
QVolumenstrom bei anliegendem Betriebsdruck p [m³/s]
Alichter Querschnitt der Rohrleitung [m²]
ReReynoldszahl

Formeln

Gesamtlänge der Rohrleitung

l=lRl+lE1+lE2 usw....

Druckverlust in der Rohrleitung

Δp=λ·ld·ϱ2QA2

Das Zeichen ϱ ist der griechische Buchstabe Rho. Dieser besitzt auch die Schreibweise ρ. Ich habe hier bewusst die Schreibweise ϱ verwendet, da diese auch in dem von mir genutzten Tabellenbuch Anwendung findet. Aber auch weil sich diese Schreibweise mehr von dem kleinen p unterscheidet um Missverständnisse zu vermeiden.

Dichte des Mediums bei betreffenden Betriebsdruck

ϱ=ϱ0p+p0p0

Volumenstrom bei betreffenden Betriebsdruck

Q=p1abs·Vp2abs

laminare Strömung (Näherungsformel)

λ=64Re

turbulente Strömung (Näherungsformel)

λ=0,3164Re0,25

Querschnitt

A=π·d24

Beispiel 1

Länge der Rohrleitung

Für eine Druckluftanlage mit einem Ansaugstrom von 5,5 m³/min wird eine Rohrleitung von 250 m Länge benötigt. Die Leitung beinhaltet 5 T-Stücke, 1 Durchgangsventil und 6 Normalkrümmer. Der Betriebsdruck beträgt 6 bar. Der Druckverlust darf am Ende nicht größer als 0,1 bar sein. Der Innendurchmesser der Rohrleitung beträgt 65 mm.

Zunächst einmal müssen wir die theoretische Gesamtlänge der Rohrleitung ermitteln. Diese setzt sich aus der tatsächlichen Länge der Rohrleitung, sowie der theoretischen Ersatzlängen von Einbauteilen zusammen. Die Ersatzlängen sind ein Wert der beschreibt wie vielen Metern Rohrleitung ein Einbauteil im Bezug auf den Druckverlust entspricht. Diese werden meist von Armaturen bzw. Fitting-Herstellern vermittelt.

In unserem Fall gelten folgende Werte:

  • Normalkrümmer = 0,8 m
  • T-Stück = 7 m
  • Durchgangsventil = 22 m

l=l0+lENK·Anz.+lETS·Anz.+lEDV·Anzl=250 m + 0,8 m · 6 + 7 m · 5 + 22 m · 1l=311,8 m

Widerstandswert / Rohrreibungszahl

In unserem Beispiel soll eine laminare Strömung vorliegen. Die Reynoldszahl bis zu der man von einer laminaren Strömung spricht, beträgt nach Messungen von Julius Rotta in etwa 2000 – 2300. Alles darüber gilt als turbulent.

λ=642300λ=0,03

Dichte

Die Dichte beim angegebenen Überdruck für das Medium Luft:

ϱ=1,23·6 bar + 1 bar1 barϱ=8,61 kg/m³

Volumenstrom

Der Volumenstrom beim anliegenden Druck ist uns nicht bekannt. Wir können uns jedoch eine Formel aus der allgemeinen Gasgleichung ableiten um diesen zu ermitteln. Wir setzen Q für V ein.

Allgemeine Gasgleichung bei konstanter Temparatur

pabs1·V1=pabs2·V2

Diese stellen wir nach V2 um.

V2Q2=pabs1·V1Q1pabs2Q=1 bar · 5,5 m³6 bar · minQ=0,786 m³/min  0,0131 m³/sek

Querschnitt

A=π·(0,065 m)24A=0,003318 m²

Druckverlust in Rohrleitungen

Nun haben wir alle Werte ermittelt und können einsetzen

Δp=0,03·311,8 m0,065 m·8,61 kg2 · m³·0,0131 m³0,00318 m² · sek2Δp=9645,4 kgm·s2  9,645,4 Pa  0,0964547 bar

Der Druckverlust beträgt unter 0,1 bar. Die Anforderung wird somit erfüllt.

Beispiel 2

Das oben gezeigte Beispiel zeigt, dass die Bestimmung des Druckverlustes auf dieser Art sehr umständlich ist und das obwohl teilweise nur überschlägig gerechnet wurde. Eine genauere Betrachtung findet z.B. im VDI-Wärmeatlas statt. Eine deutlich praxistauglichere Variante ist die Verwendung eines Nomogramms.

Gehen wir von den Selben Ausgangswerten aus wie in Beispiel 1.

Nomogramm Blanko

Nomogramm ausgefüllt

Arbeitsschritte

Je nachdem welchen Wert man ermitteln möchte sind die Linien zu verbinden. In unserem Beispiel suchen wir den Druckverlust.

  1. Rohrlänge bei Linie (A) mit Ansaugmenge bei Linie (B) verbinden und bis zur Hilfsachse 1 (C) verlängern.
  2. Hilfsachse 1 (C) mit lichter Rohrweite (D) verbinden und bis Hilfsachse 2 (F) verlängern.
  3. Systemdruck (E) mit Hilfsachse 2 (F) verbinden und bis Druckverlust (G) verlängern.

Der Druckverlust beträgt ca. 0,09 bar.

7 Kommentare

  1. Hallo, ich hätte zwei Fragen:
    Einerseits, warum liegt die ansaugmenge im nomogramm bei rund 350 m3/h, wohingegen der Volumenstrom bei nur rund 50 m3/h liegt?
    Zweitens, kann man dieses Nomogramm auch für Flüssigkeiten und andere Gase verwenden?
    Mit freundlichen Grüßen
    Philipp

    • Hallo Phillipp,
      der Ansaugstrom ist die eingehende Ansaugleistung des Kompressors, während der hier ermittelte Volumenstrom die Liefermenge also den Output darstellt.
      Die zweite Frage kann ich dir nicht mit Sicherheit beantworten, aber ich gehe davon aus, dass dies nicht funktioniert, da andere Medien auch andere Dichten haben. Flüssigkeiten lassen sich im Vergleich zu Luft auch nicht komprimieren, deswegen würde es für mein Verständnis keinen Sinn machen.

  2. Hello Nils,
    meine Suche hat dein Nomogramm als erstes gefunden. Ich recherchiere mal weiter, aber schonmal die Frage:

    Die resultierende (maximale) Ansaugmenge im Nomogramm…
    a) …bezieht sich auf die Vorgabeparameter
    b)…auf Normkubikmeter ..also Normparameter (oft [fälschlicherweise] als Nm³/h bezeichnet)

    Ich freue mich auf deine Antwort.
    LG Flo.

    • Hallo Flo, danke für deinen Kommentar. Ich versuche mal zu interpretieren, was deine Fragen sein könnten.
      a) Das Nomogramm aus den Beispielen war gegeben und die Werte ergeben sich aus der Aufgabenstellung.
      b) Die Aufgabe spezifiziert nicht, dass es sich um Normkubikmeter handelt.

  3. Hallo Nils,
    Vielen Dank für deinen Beitrag. Kannst du uns bitte ein paar Quellen nennen, woher die Formeln kommen?

    VG
    Hamza

  4. Hallo Nils, die laminare Strömung gemäß Reynoldscher Zahl geht bis Max. 2300. Alles darüber ist Turbulent. Bedeutet, alles was kleiner als 2300 ist, ist somit laminar. Bei Deinem Text kommt es so rüber, als wenn nur 2300 laminar bedeutet.

    • Hallo Wolfgang,

      vielen Dank für den Beitrag! Du hast natürlich Recht. Das ist sehr ungünstig formuliert. Ich werde es korrigieren.

      Viele Grüße
      Nils

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